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Alles Gute zum Geburtstag, Bruce!

Von Ronny Kupferschmid am 2.7.2025
Ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seit ein mechanischer Hai namens Bruce die Kinowelt revolutionierte - und wegen ihm eine ganze Generation nur noch mit mulmigem Gefühl im Ozean baden konnte.
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WIE EIN STÖRRISCHER GUMMI-HAI DIE FILMWELT REVOLUTIONIERTE

Es war einmal im Jahr 1975, als Steven Spielberg – damals noch ein relativer Nobody in Hollywood – versehentlich den ersten modernen Blockbuster erschuf. Und das alles nur, weil ein mechanischer Hai, liebevoll «Bruce» getauft (nach Spielbergs Anwalt – sic!), den Dienst verweigerte.

Steven Spielberg liess gleich drei Varianten von Bruce bauen, da der Hai für verschiedene Kameraperspektiven gebraucht wurde. Die Technik war damals bahnbrechend, aber auch extrem anfällig: Bruce funktionierte oft nicht wie geplant, was den Drehplan und das Budget stark belastete. Ursprünglich lag das Budget des Films bei rund 4 Millionen US-Dollar, stieg aber wegen technischer Probleme (vor allem wegen Bruce) auf über 9 Millionen US-Dollar an.

Steven Spielberg und Bruce am Set von Jaws. Foto von mptvimages.com
Steven Spielberg und Bruce am Set von Jaws. Foto von mptvimages.com

Was aber als technisches Desaster begann, wurde zu Steven Spielbergs grösstem Glücksfall. Anstatt Bruce in den Fokus zu stellen, wurde Spielberg nämlich gezwungen, die Aufnahmen darauf zu konzentrieren, was wir nicht sehen: die Angst, die Bedrohung, das Unbekannte unter der Wasseroberfläche.

Et voilà, in weniger als zwei Wochen hatte der Film seine Produktionskosten wieder eingespielt und dominierte den gesamten Sommer 1975 die amerikanischen Kinocharts. Bis zum Erscheinen von STAR WARS 1977 war JAWS der erfolgreichste Film aller Zeiten. Weniger ist eben manchmal doch mehr – eine Lektion, die Hollywood heute gerne mal vergisst.

WARUM JAWS FILMGESCHICHTE SCHRIEB

50 Jahre später ist JAWS mehr als nur ein Stück Kinogeschichte. Es ist eine Meisterklasse in Suspense und Timing, gekrönt von einer der packendsten Actionsequenzen der Filmgeschichte. John Williams' ikonische Filmmusik – nur zwei Noten, die Millionen von Menschen sofort dem Film zuordnen können – gewann völlig zu Recht den Oscar. Der grandiose Filmscore ist aber nicht das einzige Puzzle-Teil, das dem Film den Top-Platz in der Filmgeschichte rechtfertigt.

Die berühmte Dolly-Zoom-Aufnahme (auch «Vertigo-Effekt» genannt), als Polizeichef Brody am Strand den Hai-Angriff realisiert, ist heute Lehrstoff an Filmhochschulen weltweit, die Unterwasser-Kamera-Arbeit wurden zum filmischen Archetyp und der, wiederum mit einem Oscar prämierten Schnitt gilt als Lehrbuchbeispiel gekonnten Spannungsaufbau.

Dolly-Zoom-Aufnahme in JAWS
Dolly-Zoom-Aufnahme in JAWS 1975

DAS ERBE

JAWS machte Spielberg über Nacht zum heissesten Regisseur Hollywoods und ebnete den Weg für weitere Klassiker wie CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD KIND (1977), INDIANA JONES (1981) und E.T. (1982). Der Film etablierte das Konzept des «Sommer-Blockbusters» und veränderte Hollywoods Vermarktungsstrategien für immer.

Ist dein Lieblingsfilm nicht dabei? Schlage ihn hier vor und werde Pate des Films!

Natürlich mussten Fortsetzungen her, welche aber stark in der Qualität variieren: JAWS 2 (1978) war kommerziell erfolgreich, aber kritisch weniger gelobt. JAWS 3-D (1983) und JAWS: THE REVENGE (1987) gelten als Paradebeispiele dafür, wie man eine Franchise ruiniert. O-Ton Michael Caine, der in Teil 4 mitspielte: «Ich habe den Film nie gesehen, aber ich habe gehört, er ist schrecklich. Das Haus, das ich mit dem Geld gekauft habe, ist jedoch wunderschön.» Dem gibt es nichts hinzuzufügen.

Offizielle Filmplakate der JAWS-Reihe
Offizielle Filmplakate der JAWS-Reihe

Der Film schuf natürlich auch unzählige Copycats – von EATEN ALIVE! (1976) über PIRANHA (1978) bis hin zu Best-Worst-Trash wie SHARK ATTACK 3: MEGALODON (2002). Selbst aktuelle Produktionen wie OPEN WATER (2003), 47 METERS DOWN (2017) oder THE MEG (2018) verdanken JAWS ihre Existenz.

WIR BRINGEN JAWS ZURÜCK INS KINO!

JAWS begeisterte in den 70ern die Massen – und verliert auch heute nichts von seiner Spannung. Während heutige Blockbuster uns mit CGI-Feuerwerken bombardieren, beweist der Film, dass manchmal eine einfache Flosse reicht, um das Kino in Angst und Schrecken zu versetzen.

Moviegoers queued up to see Jaws in 1975. Image courtesy: Getty
Moviegoers queued up to see Jaws in 1975. Image courtesy: Getty

Wenn ihr JAWS also noch nicht gesehen habt – oder ihn endlich (wieder) im Kino erleben wollt – wird es höchste Zeit. Schliesslich werden 50. Geburtstage nur einmal gefeiert. Deshalb bringen wir ihn in diversen Schweizer Städten zurück auf die Grossleinwand.

Sichert euch jetzt eure Tickets und lasst uns gemeinsam auf Bruce anstossen. Petri Heil!

Screenings

Jaws

Jaws1975

im KINOKONI
in Olten
Donnerstag, 04.09. | 20:00
Jaws

Jaws1975

im Apollo
in Biel
Sonntag, 07.09. | 20:00